Text: Melanie Peschel, 1.3.2023
Das ist schon eine Weile her, dass uns der Säbelzahntiger Angst und Schrecken einjagte. Und trotzdem sitzt er uns noch im Nacken: Der Fluchtinstinkt des Menschen ist aus Urzeiten nach wie vor präsent. Nur ist es mit dem Fluchtinstinkt so eine Sache: Manchmal flüchten wir gern vor den Tatsachen und laufen ihnen am liebsten davon. Das Dumme ist nur: Sie holen uns ein. Immer.
Das Artensterben
Eine dieser Tatsachen ist: Das Artensterben im 21. Jahrhundert ist größer als jenes, welches zur Zeit stattfand, als die Dinosaurier lebten – und dann weg vom Fenster waren. Auch lange her – kümmert uns heute längst nicht mehr. Wir haben hier ganz andere Probleme zu lösen. Oder doch nicht?
Es gibt auch gute Nachrichten
Die gute Nachricht ist: Das große Artensterben dauert schon eine ganze Weile. Wir konnten uns schon seit Jahren daran gewöhnen, wie es ist, mit immer weniger Insekten, Vögeln und Säugetierbestand auf dem Planeten zu leben. Und hier im bequemen Office ist ja auch nicht wirklich viel anders geworden also noch vor zehn, zwanzig Jahren. Auch der Jaguar ist in seinem Lebensraum bedroht – aber das auch in Mittel- und Südamerika weit weg und sorry: Eine einzelne Tierart, das ist ein bisschen Bullerbü-Denke. Wir haben Wichtigeres an Problemen zu lösen. […Was war gleich noch mal der Teams-Link für das Meeting nachher?]
Planetare Grenzen - das ist zu abstrakt
Das ist er, der Fluchtinstinkt. Mit diesen Gefühlen im Bauch, dass es uns ja irgendwie nicht so trifft, entziehen wir uns in der First World der Realität der Entire World. Auf Alarmismus hat keiner Bock, auf Asphalt Festkleben nervt einfach und bringt der Debatte nicht weiter. Zahlen und Fakten sind aber auch langweilig, so liegen sie uns ja schon seit – soweit ich informiert bin – den 1970er Jahren vor, wie es um die Entwicklungen steht. Die planetarischen Grenzen werden eine nach der anderen gesprengt. Thema in der Schule war das nicht in den 1990er Jahren, soweit ich mich erinnere.
Alarmismus auf meine Art
Hätte es in der Schule damals mehr Artenvielfalts-Alarmismus und weniger Geschichtsunterricht zum 2. Weltkrieg sowie Goethe gegeben – dann wäre möglicherweise die Berufswahl anders ausgefallen. Andererseits sind die gegebenen Wege das Beste, was man persönlich draus macht: Meine Affinität und Liebe zur Kommunikation – verbunden mit dem Kommunikationswissenschafts- und Literaturstudium – widme ich also gern dem Alarmismus auf meine Art. Heute mit einer kräftigen Prise Ironie.
Nicht verpassen: Tag des Artenschutzes
Achso – für alle Content Creator: Am Freitag dieser Woche, 3. März, ist Tag des Artenschutzes. Da muss noch dringend ein Posting-Text her. Und ein passendes Visual. Den Tag kann man ja nicht einfach sausen lassen im Social-Media-Kalender. Da würde sich der Jaguar jedenfalls gut als Motiv eignen – Catcontent zum Thementag passend gemacht – ist doch perfekt.
Fühle, was du schreibst
…nein, ich mache mich nicht lustig. Es ist doch absolut OK, mitzuschwimmen und diese Thementage sinnvoll für Reichweite und Messages zu nutzen. Aber was ich schon möchte ist: Meint es aufrichtig. Postet euren Content, wenn ihr das auch fühlt, was ihr da schreibt (ihr schreibt schon noch selbst, oder?). Und denkt einen Schritt weiter, ob da noch mehr geht, als nur ein paar Zeilen Text und das ergänzende Postpic. Ist seitens der eigenen Company noch was drin, hier als Unternehmensmarke zu wirken? In einem kurzen Dialog auf LinkedIn las ich neulich: “Marken sollen verkaufen.“ Von Sendungsbewusstsein im Sinne der Nachhaltigkeit sieht der Markenexperte ab, es sei jenseits der Realität.
Verkaufen, nur verkaufen
Diese Expertise zweifle ich nicht an. Aber ich verweigere mir selbst diese Realität. Mit Marken, die ein Sendungsbewusstsein lediglich im Sinne des Verkaufens haben, bin ich nicht mehr d´accord. Es sei denn, der Verkaufsgegenstand selbst ist förderlich für jenes, was wir wirklich in unserer verwöhnten Konsumgesellschaft brauchen: Mehr Eingeständnis für den Schaden, den wir alle über Jahrzehnte mit angerichtet haben.

Mit dir auf einer Wellenlänge
Womit ich d´accord bin: Echtes Interesse, die eigene Energie dafür einzusetzen, hier mit möglichst großer Hebelwirkung den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Meine Realität wächst mit all den erlebten guten Beispielen aufrichtiger Machen-Mentalität: Menschen in Teams, denen das Verkaufen nicht genügt. Sondern, die mit ihrem Tun echte Wirkung erzeugen wollen. Schön, immer wieder solche Köpfe in Aktion zu erleben. Möge eure persönliche Energie stets erneuerbar bleiben.
SDG 15 - Leben an Land
Dieser Text ist Nummer 2 aus einer Serie von zwölf geplanten Veröffentlichungen in 2023. In meinem Fokus: Das UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer 15 “Leben an Land”. Mit zwölf bildstarken Kalenderblatt-Motiven reise ich literarisch durch das Jahr und über den Planeten, um Denkanstöße zu geben. Zuallererst mir selbst – wer sich mit angestupst fühlt, so hoffe ich einen Impuls in die richtige Richtung zu geben.
Für den Schutz des Lebensraums des Jaguar spenden geht u.a. auf WWF unter diesem Link.